Vielleicht hat dieser federtragende Dinosaurier, der Similicaudipteryx, bereits vor 100 Millionen Jahren  an Magnolienblüten geschnuppert? Zeichnung und Gouache aus dem Skizzenbuch, digital collagiert 2021
In unserem Vorgarten steht eine große Tulpenmagnolie, vor Jahrzehnten von früheren Bewohnern gepflanzt. Ihr Stamm verzweigt sich kurz über der Erde in kräftige Haupttriebe, zwischen denen meine Kinder gerne kletterten und Spähposten bezogen. Der baumhohe Strauch macht im zeitigen Frühjahr, noch bevor erste Blätter sich am Baum zeigen, mit einer prächtigen Blütenpracht auf sich aufmerksam. In den Blüten findet man kleine schwarze Käfer, während Bienen, Hummeln oder Wespen so gut wie gar nicht angelockt werden.

Acryl auf Karton, 2019

Wenn man die großen weißrosafarbenen Blüten näher betrachtet, fällt auf, dass Blütenblätter, Frucht und Staubblätter nicht in Kreisen wie beispielsweise bei einer Kirschblüte, sondern spiralig um die Blütenachse angeordnet sind. Kelchblätter fehlen.  Dieser spiralförmige Bau ist sehr urtümlich für bedecktsamige Pflanzen und erinnert eher an Blütenformen nacktsamiger Pflanzen, beispielsweise an die männlichen und weiblichen Blütenstände von Kiefern. Evolutionsbiologisch gesehen handelt es sich bei Magnolien um alte Blütenpflanzen, die bereits während der Kreidezeit vor über 100 Millionen Jahren verbreitet waren. Das fällt damit in eine Phase der Erdgeschichte, in der manche Dinosaurier Federn entwickelten. ​​​​​​​

Graphit und Tusche im Skizzenbuch 2019

Die Blütenknospen werden im Herbst angelegt und überwintern, von einer derben, haarigen Schale umgeben. Leider sind die letzten Winter so mild gewesen, dass die Blütenknospen unseres Zierstrauches sich schon früh im Jahr zu entwickeln beginnen, um dann von einem doch noch eintretenden Frost geschädigt zu werden und sich wenig zierend braun verfärben. Heute werden eher andere Sorten gepflanzt, die erst etwas später blühen. ​​​​​​​

Aquarell und Gouache auf Karton 2021

Die Tulpenmagnolie ist eine Hybride, also eine Kreuzung, von zwei ostasiatischen Magnolienarten. Wie viele vom Menschen gezüchteten Pflanzen weist sie einen mehrfachen Chromosomensatz auf, was die enorme Größe der Blüten bedingt. Gelegentlich bilden sich an unserem Exemplar äußerst interessant aussehende und vielen Menschen unbekannte Früchte. Schraubig an der Blütenachse angeordnet bilden sich nach erfolgreicher Befruchtung durch Käfer während des Sommers balgförmige Früchtchen und es entsteht eine Sammelbalgfucht, die an einen Kiefernzapfen erinnert. Zunächst grün, dann mit zunehmender Reife rosa gefärbt, platzen sie im Herbst auf und entlassen an Fäden hängende leuchtend roten Samen. Man sollte nicht auf die Idee kommen, sie zu essen, denn für den Menschen sind sie schwach giftig. Im nächsten Jahr könnte ich  den Versuch einer Aussaat der roten Samen starten, allerdings benötigen die Samen kalte Phasen während des Winters, um auskeimen zu können. ​​​​​​​
zuletzt geändert am 20.12.2021
weiterführende Literatur:
Similicaudipteryx  Bild nach https://images.dinosaurpictures.org/Similicaudipteryx-dkimages_c723.jpg (18.12.2021)

You may also like

Back to Top