Stellen wir uns vor, wir Primaten würden uns wie die Moose fortpflanzen...
Mama, Papa und eins, drei, vielleicht auch acht Kinderlein, von diesem Konzept muss ich mich trennen. Schluss ist auch mit den prinzipiellen Bauplanähnlichkeiten zwischen Eltern und ihren Kindern, Teenager bezweifeln sie ohnehin seit langem. Der Zeugungsakt müsste unter Wasser stattfinden, Bewässerung statt Körperkontakt. Schwimmende Spermienzellen kennen wir ja. Ergebnis einer Befruchtung wäre aber kein kleiner, süßer Babyprimat. Vielleicht gemahnte unsere Kindergeneration an auf Mütterköpfen tronende Riesenbandwürmer? Mütter dürften sie monatelang auf sich herumtragen und nähren während die Kinder tausende Sporen in ihren Kapseln bilden. Das sind im Grunde die Enkel, trocken verpackt , quasi "instant", und im Miniformat. Günstige Winde tragen sie davon. Gelingt die Keimung, knospen sich jedoch aus einer Spore hydrahaft mehrere mutierte Enkelkinder ab. Da die Großeltern und Elternpflänzchen sich ja nicht von ihrem Kissen bequemen, werden sie die Enkelsprösslinge wohl nie zu Gesicht bekommen...

Generationswechsel bei Moosen, digitale Zeichnung, 21-22

Fortpflanzung bei Moosen
Für Pflanzen ist der Generationswechsel ein fundamentales Prinzip. Eltern und Tochtergeneration sind gänzlich anders gebaut und haben unterschiedliche Aufgaben. Eine Generation bildet Geschlechtszellen (Gameten) und sorgt so für genetische Neukombination und Vielfalt. Diese Gametophyten-Generation ist bei den Moosen diejenige, die einen Großteil der Masse insgesamt ausmacht. Die andere sorgt über Sporen für die weite Verbreitung der Pflanzen, man nennt die Pflanzen dieser Generation Sporophyten.

Die erste Generation besteht aus den typischen, ein Polster bildenden Moospflänzchen mit Blättchen und Rhizoiden. Bei diesem Laubmoos bilden sich an den Spitzen der Pflänzchen entweder männliche oder weibliche Geschlechtsorgane. (Es gibt auch Moose mit beiden Geschlechtern an einer Pflanze.) Die weiblichen Archegonien enthalten je eine Eizelle, in den männlichen Antheridien entwickeln sich bewegliche Spermatozoide, die männlichen Geschlechtszellen. 

Die Spermatozoide schwimmen durch einen Wasserfilm zu den weiblichen Geschlechtsorganen (der benachbarten Pflänzchen), wobei nur einige Millimeter Strecke bewältigt werden können. Während sich Blütenpflanzen mit der Bestäubung vom Medium Wasser unabhängig gemacht haben, zeigt sich hier die stärkere Abhängigkeit der ältesten Landpflanzen vom Wasser.  Saccharose gibt den Spermatozoiden als chemischer Lockstoff dabei die Orientierung, so dass sie zu den im Inneren der Achegonien verborgenen Eizellen finden. Eine wirkliche Rekombination von Erbanlagen kann dabei nur stattfinden, wenn zwei nicht genetisch identische Pflänzchen sich miteinander fortpflanzen.

Dem Moospflänzchen entwächst als Ergebnis einer erfolgreichen Befruchtung ein dauerhaft verweilendes Gewächs mit Stiel und Sporenkapsel. Diese zweite Generation sieht nicht nur vollkommen anders aus als ihre Eltern, sondern betreibt zudem selbst keine Fotosynthese. ​​​​​​​

Nach der Reifung öffnen sich die eingetrockneten Sporenkapseln und entlassen die Sporen, die über den Wind verbreitet werden. Die Sporen der Moose sind unabhängig vom zukünftigen Geschlecht äußerlich gleich gebaut (isospor). Sie werden vergleichsweise massenhaft produziert, sind sehr leicht und zugleich sehr widerstandsfähig, auch durch das in die äußere Schicht eingelagerte durch Sporopollenin.

Aus einer Spore wächst zunächst ein verzweigtes, fadenförmiges Gebilde, das Protonema. Wird es größer, wachsen aus knospenartigen Seitenverzweigungen Moospflänzchen einer neuen ersten Generation heran.

Durch einfache Sprossung vermögen sich die Pflänzchen des Moospolsters zu vermehren. Dabei reichen oft schon kleine Teilstückchen zur Bildung neuer Pflanzen aus. Deshalb darf man sich vom Vertikutieren auch nicht zu langfristigen Erfolg erhoffen, denn hier dürfte das Moos sehr effektiv weiterverbreitet werden. ​​​​​​​

Durch einfache Sprossung vermögen sich die Pflänzchen des Moospolsters zu vermehren. Dabei reichen oft schon kleine Teilstückchen zur Bildung neuer Pflanzen aus. Deshalb darf man sich vom Vertikutieren auch nicht zu langfristigen Erfolg erhoffen, denn hier dürfte das Moos sehr effektiv weiterverbreitet werden. 

Sporophyt, Mischtechnik, Mai 22

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zuletzt geändert am: 29.7.22

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